Letztens hab ich den Hobbit gesehen. Also den zweiten Teil. Zum ersten hab ich ja letztes Jahr schon was geschrieben. Hier nun aber mein Resümee zu Teil 2: Der Plot bleibt im Vergleich zu Herr der Ringe immer noch etwas zurück. Das ist sicherlich darin begründet, dass die Romanvorlage ein schmales Kinderbuch ist. Während Herr der Ringe zahlreiche Handlungsstränge aufweist und eine facettenreiche Geschichte in allen Details ausmalt, ist der Plot beim Hobbit vergleichsweise einfach und linear.
Das fiel insbesondere beim ersten Teil auf, wo es kaum Nebenhandlung gab und sich alles um die Gruppe der Zwergenabenteurer drehte. „Die Einöde von Smaug“ ist hier schon deutlich besser. Insbesondere die zweite Hälfte des Filmes ist deutlich spannender. Die Gruppe wird auseinander gerissen und es tun sich drei bis vier parallele Handlungen auf. Gandalf verlässt die Gruppe um die Sache mit dem „Nekromanten“ zu untersuchen, und drei der Zwerge bleiben in der Stadt zurück, während der Rest zum Erebor weiter zieht. Daneben mischen noch ein paar Elben, darunter Legolas, mit. Mehrere Handlungsstränge haben den Vorteil, dass man wunderbar zwischen ihnen hin und her wechseln kann. Insbesondere in der zweiten Hälfte wird das nun endlich genutzt, was dem Film sehr gut tut.
Insgesamt ist so die Handlung dramaturgisch da angekommen, wo man sie auch erwartet. Sonderlich viele überraschende Wendungen gibt es zwar nicht. Somit hebt der Plot den Hobbit also sicherlich nicht aus der Masse der Filme heraus. Aber dies ist auch kein negative Punkt mehr, bei sich der Film vor dem Durchschnitt verstecken müsste.
An Charakteren mangelt es aufgrund der Zwergenschar ja nicht und im Vergleich zum ersten Teil bieten sich hier auch mehr Möglichkeiten, das zu nutzen. Daneben gibt es noch ein paar Menschen und Elben, die auch ganz gut funktionieren und den Film bereichern. Viel gelobt wird auch immer die Szene, in der Bilbo dem Drachen Smaug den Arkenstein ablugsen will. Und das kann ich nur unterstreichen. Visuell ist der Film eh spitze und natürlich ist wieder Tolkiens Welt der eigentlich Star. Insgesamt ein guter Film, besser als der erste, aber immer noch nicht ganz wie Herr der Ringe. Den dritten und letzten Teil, werde ich mir sicher auch ansehen.
Während ich den Hobbit letztes Jahr in „normalem“ 3D gesehen hab, war es diesmal 3D HFR. Und ich muss sagen: Das hier ist der erste Film, bei dem ich das Gefühl hatte, dass 3D auch einen echten Mehrwert bietet. Ob das an HFR liegt, weiß ich nicht, aber während in quasi allen anderen Filmen, die ich bisher in 3D gesehen hab, die dritte Dimension quasi nur einen gelegentlichen Effekt wert war, sah man hier dem gesamten Film die dritte Dimension an. Das sollte man sich echt mal ansehen.
Einziger Wermutstropfen: In einigen wenigen Szenen hat man das Gefühl, dass etwas nicht stimmt. Beispielsweise sieht man das am Anfang im Gasthaus „Zum tänzelnden Pony“. Dort gibt es eine Dialogszene mit Thorin und Gandalf. In normalen 2D-Filmen stellt man Dialoge häufig so dar, dass man den Hinterkopf oder die Schulter eines Gesprächspartners an der linken Seite sieht, während das Gegenüber im Zentrum des Bildes (und im Fokus) steht. So erhält man quasi die Perspektive eines Gesprächspartners und je nachdem, wer gerade spricht, wird zwischen den beiden Sprechenden hin und her geschnitten. Das ist ganz typisch für Filmdialoge, weil es sehr gut die Gesprächssituation abbildet. Ein zweites Beispiel aus dem Gasthaus: Eine Gasthausszene wird lebendiger, wenn einfach mal jemand kurz durchs Bild huscht. Es gibt einem das Gefühl, dass man mitten drin steht. In 2D funktioniert das ganz gut, weil es einen Näher an die Handlung bringt. Hier funktioniert es aber nicht so gut, weil der ganze Film optisch schon recht realistisch wirkt. Durch die fehlende Tiefenschärfe führen einem solche Szenen im wahrsten Sinne vor Augen, dass man doch in einem Kino sitzt und eben nicht auf einer groben Holzbank in Bree. Technisch ist Tiefenschärfe bisher nicht zu erzeugen. Deshalb müssen Filmemacher hier, meiner Meinung nach, Mittel und Wege finden, wie man Dialoge vielleicht filmisch anders darstellt. Wie? Ich weiß nicht. Ich bin Softwareentwickler, kein Regisseur. Dennoch: Der Hobbit (oder HFR?) markiert für mich einen Meilenstein, was 3D-Kino anbelangt.