Ich betreibe hier ein Blog über „Informatik und Anderes“. Das Andere kommt dabei meist etwas kurz. Hier also mal etwas, das so überhaupt nichts mit Informatik zu tun hat: In einem Beitrag von Kulturzeit wurde ein eigenwilliges Kunstprojekt vorgestellt: Dancing Auschwitz. Eine Kunstaktion, wie sie nur ein Holocaust-Überlebender machen kann.
Der 89-Jährige Adam Kohn tanzt mit seinen Enkeln in Auschwitz und anderen Konzentrationslagern auf „I Will Survive“. Von der Aktion gibts ein Video auf YouTube. Das Video ist beeindruckend. Man sieht es lachend und weinend.
Manche mögen es als Provokation sehen. Manche mögen fehlenden Respekt vor den Opfern vermuten. Andere sehen vielleicht eine Art Racheakt, einen Triumphzug.
Ich sehe darin nicht den freudigen Triumph, sondern vielmehr die triumphierende Freude. Also nicht „Ich habs überlebt! (Und andere nicht.)“, sondern „Wir alle sind froh, dass diese schreckliche Zeit vorbei ist – möge sie niemals wieder kehren!“
Ich war einige Jahre in einer Jugendgruppe, der „Geschichtswerkstatt“, aktiv, in der wir u.a. die Nazizeit in meinem Heimatort aufgearbeitet haben. So etwas haben wir aber nicht annähernd geschafft, nicht schaffen können. So etwas kann wohl nur ein Holocaust-Überlebender.
Gedenken ist wichtig, aber die Frage nach einem zeitgemäßen Gedenken stellt sich natürlich. Wie aber sieht ein angemessenes Gedenken an etwas aus, das drei Generationen hinter mir liegt? Ich habe da auch keine abschließende Antwort, aber vielleicht ist es wie mit der Trauerbewältigung: Irgendwann muss der Schritt von der Trauer zur Erinnerung stattfinden.
Meine Antwort kann nicht so aussehen wie die von Kohn. Seine Antwort finde ich aber absolut faszinierend. Vielleicht aber schaffen wir es ja, uns ein wenig mit ihm zu freuen…