Linux für Computer-Anfänger

… endlich mal wieder ein Linux-Artikel …

Meine Mutter lernt gerade Computer. Vieles von dem, was für mich selbstverständlich ist, muss sie erst lernen. Und manches fällt ihr schwer. Scrollbalken z.B. Oder generell die Maus. Oder, dass es mehrere Fenster gibt.

Ich habe ihr jetzt einen eigenen Rechner eingerichtet. Einen, der möglichst einfach zu bedienen ist. Und damit so ein Rechner wirklich einfach zu bedienen ist, muss man ne ganze Menge beachten:

  • Scrollbalken sind schwer. Man muss mit der Maus den Balken an der richtigen Stelle treffen und das Ding richtig bedienen. Alternativ kann man zwar auch Pfeiltasten oder Scrollrad verwenden. Dazu muss die Box oft aber den Fokus haben. Und Fokus ist ein kompliziertes Konzept.
  • Doppelklicks sind schwer. Man muss schnell genug sein. Und die Maus darf dabei nicht wackeln.
  • Alles, was irgendwie anders ist, als sonst, ist verwirrend und beängstigend.
  • All die vielen Knöpfe verwirren.
  • Man muss Updates machen, damit das System aktuell bleibt und sich keine allzu großen Sicherheitslücken auftun. Und das wird noch komplizierter, wenn das bei jedem Programm anders funktioniert.
  • Virenscanner, Firewall und was weiß ich nicht alles drücken sich manchmal einfach so in den Vordergrund. Das ist verwirrend.
  • Ordnerhierarchien sind kompliziert.

Ein Anfänger-Rechner muss *wirklich* einfach sein. Also hab ich Linux drauf gemacht. Meine Mutter verwendet eh nur Browser, Mailclient und Textverarbeitung. Da gibt es keinen Grund, warum man Windows verwenden müsste. Und so hab ich die Möglichkeit, alles so einzurichten, dass alles möglichst einfach ist…

  • Als Distribution hab ich Lubuntu verwendet. Der LXDE ist sehr leichtgewichtig, gut konfigurierbar und übersichtlich.
  • Doppelklicks kann man in den Einstellungen des verwendeten Dateimanagers PCManFM deaktivieren. Also werden die schonmal nicht mehr benötigt.
  • Der Bildschirmschoner ist deaktiviert. Das ist eh nur Optik und der Rechner sieht nicht mehr ausgeschaltet aus, wenn er eigentlich noch an ist.
  • Die Anzahl virtueller Desktops hab ich auf 1 reduziert. Ich kann ohne die Dinger kaum noch leben aber meine Mutter würde das nur verwirren.
  • Auch diverses andere Zeug, das Anfänger nur verwirrt, kann und sollte man in so einem Fall eher deaktivieren, ausblenden oder deinstallieren.
  • Operas SpeedDial ist ganz gut, wenn man wie meine Mutter nur eine Handvoll Seiten aufsucht. Außerdem sind die Tabs im Browser — für Anfänger — ja nicht ganz so leicht aktiven Seiten zuzuordnen. Bei Opera kann man die Tab-Register durch Thumbnails der Seiten ersetzen, was wohl auch ganz gut ist.
  • Thunderbird als Mailclient ist zwar eigentlich für den Zweck nicht perfekt geeignet, aber man Vater kennt das Programm und kann so bei Fragen helfen.
  • LibreOffice kann ganz vernünftig mit Word-Dateien umgehen. Wenn man jetzt noch die ganzen verwirrenden Buttons wegkonfiguriert und einstellt, dass neben den Toolbar-Icons auch noch Text steht, ist die Bedienung auch ganz leicht.
  • Das Scrollrad bewegt per default immer das, was sich unter dem Mauszeiger befindet. Ein Fokuswechsel ist nicht notwendig.
  • Updates werden automatisch und stillschweigend gemacht. Ein kleines Script wird per Anacron aufgerufen. Das Script macht eigentlich nichts anderes als apt-get zu bedienen und die Ausgabe in ne Mail umzuleiten.
  • ssmtp wird verwendet um automatisch Mails zu verschicken. (Alternativ wäre auch nullmailer eine Möglichkeit gewesen)
  • Ein OpenSSH-Server bietet mir die Möglichkeit, die Kiste auch remote zu administrieren. (NX wäre hier auch ne Option)

Das Einzige, was vermutlich noch einfacher wäre, wäre Android auf nem Asus Transformer mit Touch-Display und Tastatur. Die Android-Apps sind meist deutlich einfacher aufgebaut, Scrollen geht einfach mit dem Finger und man muss das Konzept von Multitasking und mehreren gleichzeitig offenen Fenstern nicht verstehen. Das würde meiner Mutter wohl noch besser gefallen.

Aber da Voraussetzung war, dass ne einigermaßen vollständige Textverarbeitung läuft, die Textdokumente anzeigen, bearbeiten und drucken kann, ist Android rausgeflogen. Außerdem war gerade ein passender Altrechner zur Hand. Und das mit den mehreren Fenstern wird sie irgendwann auch verstehen. Der Computer ist immer noch nicht ihr Lieblingsgerät, aber sie macht Fortschritte. 🙂 Und ein — richtig konfiguriertes — Linux macht es ihr ein bisschen einfacher. Für mich (und wohl alle, die dieses Blog lesen) sind die ganzen Probleme, die man da haben kann, manchmal schwer nachzuvollziehen. Aber Computer war noch nie die Welt meiner Mutter und, dass sie sich überhaupt damit beschäftigt, nötigt mir einen gewissen Respekt ab.

Ich bin übrigens nicht der einzige, der auf so ne Idee gekommen ist. Hier zwei Links:

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