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Schreiben

Schreibstil und Lesefluss

Zum Schreibstil ist erst einmal zu sagen, dass sich bei Tutorials die „wir“-Form tendenziell am besten liest. Also „Wir ziehen einen Button und ein Memo aufs Formular.“ statt „Man ziehe…“ (ein Tutorial ist kein Kochrezept), „Ziehe einen Button…“ bzw. „Ziehen Sie…“.

Ansonsten sollte jeglicher Selbstbezug vermieden werden. Im Vorwort kann auch mal ein „ich“ vorkommen, denn da geht es ja gerade darum, warum man dieses Tutorial schreibt. Auch auf Sätze wie „Jetzt erkläre ich…“ sollte verzichtet werden. Ebenso ist es mit „Im nächsten Kapitel…“ und ähnlichen Bezügen auf das Tutorial selbst.

Der Grund dafür ist, dass es den Leser wieder daran erinnert, dass er ja gerade ein Tutorial liest. Mit Tutorials ist es hier wie mit Büchern. Die besten sind so geschrieben, dass der Leser ganz darin versinkt.

Aus dem selben Grund sollte man den Leser auch nicht direkt anzusprechen. In Projekt-Tutorials ist es für die Aufgabenstellungen natürlich unumgänglich und auch richtig so – hier soll der Leser ja gerade aufhören zu lesen und die Aufgabenstellung bearbeiten. An vielen anderen Stellen ist das aber eher kontraproduktiv. Formulierungen wie „Der geneigte Leser möge dazu die einschlägigen Wikipedia-Artikel lesen.“ sind ein extremes Beispiel dafür, wie man es eher nicht machen sollte. Insbesondere weil der ein oder andere hier Ironie vermuten wird. Faustregel: Den Leser nur dann ansprechen, wenn man ihn explizit auffordern will, anzuhalten und selbst nachzudenken.

Wichtig Zweite Grundregel: Immer den Lesefluss im Auge behalten. Selbstbezüge, direktes Ansprechen des Lesers und alles, was des Leser aus dem Lesefluss reißt, vermeiden bzw. auf die Stellen begrenzen, wo der Leser Pause machen soll.

Allgemein ist ein eher lockerer Schreibstil, der nicht zu trocken wirkt, jedoch auch nicht an der Ernsthaftigkeit des Textes zweifeln lässt, angebracht. Prinzipiell ist hier natürlich Vieles persönlicher Stil des Autors, wenngleich es nicht schaden kann, sich an anderen Tutorials zu orientieren.

Typographie

Tutorials bieten auch eine Gelegenheit, sich einmal mit Typographie auseinander zu setzen. So besteht z.B. ein Unterschied zwischen Absätzen und Zeilenumbrüchen, zwischen Bindestrichen und Gedankenstrichen („Halbgeviertstrichen“), etc. Es gibt sogar unterschiedliche Leerzeichen.

So gibt es vieles, was man typographisch „falsch“ macht, weil man sich dessen überhaupt nicht bewusst ist. Ein Beispiel dafür sind unterstrichene Überschriften. Überschriften werden sehr häufig unterstrichen dargestellt. Das liegt zum einen wohl daran, dass es einfach zu viele schlechte Vorbilder gibt und zum anderen, dass Textverarbeitungsprogramme die Unterstreichung scheinbar selbstverständlich mit Fett- und Kursivschrift in eine Reihe stellen. Tatsache ist aber, dass Unterstreichung gerade kein anerkanntes Mittel der Textauszeichnung ist. Nicht ohne Grund finden sich Unterstreichungen zu Hauf in den bunt bebilderten Überschriftensammlungen der Boulevardblätter, wohingegen in „`seriösen“‚ Zeitungen darauf verzichtet wird. Faustregel: Überschriften Fett und größer, Hervorhebungen im Text durch Kursivschrift.

Um Texte typographisch einigermaßen richtig zu setzen — aber auch ganz unabhängig vom Gesichtspunkt der Typographie – bietet sich LaTeX als Textsatzsystem an. Als IDE sind vor allem Kile (für Linux; mittlerweile gibt es aber auch eine Windows-Portierung) und TeXnicCenter (für Windows) zu nennen, wobei Kile vom Funktionsumfang her wohl die Nase vorn hat. LaTeX ist auf jeden Fall mal einen Blick wert. Oder auch zwei…

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4 Kommentare


  1. Danke für dieses Tutorial!

    Ich plane selbst eine Tutorial/Projekt Seite und ich glaube dein Tutorial hier hat die Qualität meiner entstehenden Tutorials jetzt im Vorfeld schon verbessert.

    Liebe Grüße!

    P.S. Warum hast Du kein Google Adsense? Normal klicke ich da gerne mal drauf, nach guten Informationen.


  2. Schön, dass dir mein Tutorial gefällt. 🙂 Freut mich.

    Warum hast Du kein Google Adsense?

    Ich bin einfach kein Fan von sowas.

    mfg

    Christian



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